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Jürgen Hirning (rechts) ist Träger der Stauffer-Medaille, Landrat Joachim Walter vermerkt den feierlichen Anlass im Buch der Gemeinde, das ihm ürgermeister Steffen Heß (hinten) vorgelgt hat. Bildquelle: Gemeinde Gomaringen

Gomaringer Jürgen Hirning erhält die Staufer-Medaille

Was hat der Gomaringer Jürgen Hirning mit berühmten Baden-Württembergern aus Neckar-Alb wie dem Kulturwissenschaftler Prof. Hermann Bausinger von der Uni Tübingen, dem früheren Rottenburger Bischof Dr. Walter Kasper oder dem Physiker und Astronauten Ernst Messerschmid aus Reutlingen gemeinsam? Seit dem 6. Juli verbindet sie die Staufer-Medaille; eine recht hohe und nicht alltägliche Auszeichnung des Landes-Baden-Württemberg.

Laut der Gemeinde Gomaringen ist der Grund für die Auszeichnung ganz schnell zusammengefasst, aber umso vielschichtiger: Jürgen Hirning hat so viel Ehrenamt, soviel unbezahlte Stunden für sein Umfeld geleistet, dass er für die Verleihung vorgeschlagen wurde. Die Übergabe der Staufer-Medaille durch den Tübinger Landrat Joachim Walter fand am 6. Juli 2020 in der Kulturhalle im Rahmen einer Corona-gerechten kleinen Feierstunde mit Ehrengästen, Freunden und Wegbegleitern statt.

Bei seiner Begrüßungsrede fragte Bürgermeister Steffen Heß in die Runde: „Was wäre denn Gomaringen ohne Sie? Natürlich auch ein Gomaringen mit ganz vielen Akteuren. Aber vielleicht umgekehrt gefragt: Was macht Sie für Gomaringen so besonders“ Und er ließ zahlreiche Erinnerungen und Eindrücke Revue passieren, vom ersten Kennenlernen von Jürgen Hirning noch als Vorstand des Obst- und Gartenbau-Vereins 2012 über die Aktivitäten als Sprecher und Aktivist im Flüchtlingsnetzwerk, den ersten Gomaringer Interkulturellen Garten bis zur jüngsten Aktion des Netzwerks Natur „Gomaringen blüht auf“ – gemeinsam mit der Bürgerstiftung und dem OGV-Vorstand sowie vielen Helferinnen und Helfern. Die Leidenschaft des Gomaringers für Lyrik hinterlasse fast täglich Spuren in den sozialen Netzwerken; es gäbe kaum ein Brief, keine Mail, die nicht mit einem Gedicht ende. Heß erinnerte auch an Hirnings Zugehörigkeit zum Kreistag und an seine kommunalpolitische Vergangenheit (im Gemeinderat von 1989 bis 2004). Altbürgermeister Schmiderer habe ihn damals als „Brückenbauer“ bezeichnet, dem „das Taktieren – sei es partei- oder fraktionspolitisch – zuwider war, und der auch ein fester Bestandteil bei den Nachsitzungen war“. Anpacken, so Steffen Heß, ohne das sei Jürgen Hirning nicht vorstellbar. Das wäre nicht Jürgen Hirning, dem ein „gedeihliches Miteinander“ stets oberstes Bedürfnis war und ist. „All dieses Anpacken, Schaffen und Begeistern hat ihm vor zwei Jahren bereits den damals neu geschaffenen ersten Gomaringer Ehrenamtspreis eingebracht", so Heß. „Und heute zieht das Land nun nach“.

Die Verleihung der Staufer-Medaille und Urkunde übernahm Landrat Joachim Walter im Auftrag des Ministerpräsidenten. Auch er hob in seiner Laudatio Hirnings besondere Eigenschaften hervor, nannte etwa die Leidenschaft des 67-Jährigen für seine Kartoffelacker-Vielfalt und seinen „legendären“ Kartoffelsalat, das Engagement für die Schüler-Mensa auf dem Höhnisch und seine Verdienste als „Spezialist für Streuobstwiesen und Nutzgärten“, aber auch sein nun über 20-jähriges Engagement für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag. Walter: „Wenn eine Persönlichkeit aus dem Landkreis Tübingen eine so hohe Auszeichnung erhält, dann erfüllt das auch den Landrat mit Stolz. Schließlich stehen Sie mit Ihrem herausragenden Engagement für eine lebendige und aktive Bürgergemeinschaft, die das gesellschaftliche Leben und damit auch unseren schönen Landkreis prägt.“ Mit seiner „tiefen Heimatverbundenheit, der herausragenden Gabe, Netzwerke zu knüpfen und Menschen zu begeistern“, habe Hirning „zum Wohle der Gemeinschaft so vieles bewegt. Ein solch vielfältiges und unermüdliches Engagement über Jahrzehnte hinweg ist nicht selbstverständlich und verdient hohe Auszeichnung.“ Er gratulierte namens des Landkreises und wünschte „weiterhin Freude bei allem, was Sie tun und noch viel Energie für Ihr großes Engagement“.

Jürgen Hirning selbst zeigte sich überwältigt. Eigentlich kein Freund von viel Aufhebens um seine Person, erzählte aber er aber doch rückblickend, was ihn 1984 alles bewegt und für die Grünen auf die Tübinger Kreistagsliste und in die Politik gebracht hatte – lebhaft, bewegt, lebendig. Bis hin zur Anekdote über einen Rauswurf aus dem Grünen-Büro und wie dort damals Basis-Politik mit der Hand am Arm gemacht wurde – ohne Fax, ohne Rundmails, ohne Mobiltelefon. Er erzählte von seinem wachsenden Interesse an der kommunalen Politik, „haarsträubenden Diskussionen“ und den Anfängen der Grünen Liste im Gomaringer Gemeinderat, „hochanständig unterstützt von BM Schmiderer und der Verwaltung. Sie boten sogar eine Änderung der Satzung an, damit wir Fraktionsstatus bekamen.“ 15 Jahre war Hirning im Gemeinderat, 10 Jahre sehr aktiv als Vorstand im Obst- und Gartenbauverein, dort als Initiator des ersten Gomaringer Apfelsafts. 12 Jahre kochte er für die Mensa, einige Jahre im Vorstand des Kreisobstbauverbandes, seit Jahren bis heute im Beirat der Rottenburger JVA und bis vor wenigen Monaten Sprecher des Flüchtlingsnetzwerks Gomaringen: „Die ersten Wochen haben uns alle immer wieder an unsere Grenzen gebracht; nie gekannte Herausforderungen mussten immer wieder bewältigt werden“, erinnert sich Jürgen Hirning. „Heute geht es ‚unseren‘ Flüchtlingen gut. Sie haben hier eine neue Heimat gefunden, eine neue Existenz sich aufgebaut. Und sie sind alle meine Freunde geworden, alle... und das macht mich glücklich.“

Gemeinde Gomaringen