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Umlaufende Rollen im Liegesystem von nocubi vermeiden Wundliegen von Patienten, die sich nicht selbst bewegen können. Grafik: PR

Medizintechnik aus Metzingen ermöglicht Durchschlafen ohne Wundliegen

Die Nocubi GmbH aus Metzingen hat ein innovatives Liegesystem entwickelt, um die Dekubitus-Entstehung zu verhindern. Wie BioRegio STERN meldet, konnte die Wirkung bereits in einer klinischen Studie nachgewiesen werden.

Die Gefahr, sich wegen fehlender Bewegung wundzuliegen, betrifft Demente, Muskelerkrankte, Querschnittgelähmte und Komapatienten. Menschen, die nicht in der Lage sind, sich aus eigener Kraft zu bewegen, müssen regelmäßig umgelagert werden. Ein enormer Aufwand – sowohl für die Angehörige und Pflegekräfte als auch für das Gesundheitssystem, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Das Liegesystem Nocubi hat soeben seine Konformitätserklärung vorgelegt, kommt jetzt auf den Markt und hat das Potenzial, das Leben von Patienten und Pflegekräften erheblich zu erleichtern.

Dr. Markus Spalek ist Zahnarzt, Fälle von Dekubitus kommen in seinem Fachgebiet eigentlich nicht vor. Anders im privaten Umfeld. Als er vor Jahren das Leiden seiner Großmutter erlebte, konnte er sich nicht vorstellen, dass es dafür keine technische Lösung geben sollte: „Ich habe damals mitten in der Nacht die Idee einer Lagerung der Patienten auf sich bewegenden Rollen skizziert“, erinnert sich der Mediziner. „Doch dann habe ich das Papier in die Nachttischschublade gelegt – und durch meine selbständige Berufsausübung keine Zeit gehabt, die Idee weiterzuentwickeln.“ Nach einigen Jahren, nach einer beruflichen Veränderung, beschloss er seine Ideenskizze von damals wieder aufzugreifen und begann zu recherchieren: „Ein Dekubitus ist zu nahezu 100 Prozent vermeidbar, wenn es genug Personal gibt. Und genau da liegt aktuell das große Problem.“ Sieben bis fünfzehn Minuten dauert eine Umlagerung, die in individuell unterschiedlichen Abständen von ein bis vier Stunden stattfinden sollte. Je nach Gewicht der Patienten können dafür mehrere Pfleger notwendig sein. Zur Entlastung der Haut können die Betroffenen außerdem auf Weichlagerungs- oder Wechseldruckmatratzen gebettet werden – Lösungen, die durchaus sinnvoll seien und eine Verbesserung der Situation bewirkten. „Aber sie stoßen doch schnell an ihre Grenzen und können das Problem nicht in dem Umfang lösen, wie es aus meiner Sicht erforderlich wäre“, sagt Dr. Spalek. „Das von mir entwickelte Nocubi Liegesystem ist eine elektronisch gesteuerte aktive Unterlage, die sich in der Wirkweise von allen bekannten Antidekubitus-Systemen grundlegend unterscheidet“, erklärt er seine Idee.

Ein Dekubitus kann das Gewebe bis auf die Knochen schädigen, den Patienten große Schmerzen bereiten und das Pflegepersonal durch die Wundversorgung zusätzlich belasten. Ein Zustand, mit dem sich der Erfinder von Nocubi nicht abfinden wollte. „Durch eine andauernde Veränderung der Auflagepunkte entsteht bei unserem System eine besondere Form des Wechseldruckes, der Nocubi-Effekt. Es findet ein ständiger, engmaschiger Wechsel zwischen Be- und Entlastung statt“, so Dr. Spalek.

Dieser Peristaltik-Effekt in den Gefäßen wird durch gefederte Aluminiumrollen erzielt. Sie bewegen sich mit einer kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit unter dem Patienten hindurch und sorgen so für den kontinuierlichen Wechsel der Druckverhältnisse in Richtung vom Fuß zum Kopf. Die Sinnhaftigkeit der Entwicklung bestätigte dann auch die klinische Erprobung: „Im Rahmen einer Studie, die Nocubi gemeinsam mit der BruderhausDiakonie durchführte, konnten wir nachweisen, dass das Umlagerungsintervall in einem Pflegeheim gefahrlos von anderthalb Stunden auf vier Stunden erhöht werden konnte. Damit sind bei den betroffenen Bewohnern statt sechs nur zwei Umlagerungen pro Nacht notwendig.

Auf der Suche nach einem Produktionspartner wurde er in der BioRegion STERN bei einem Hersteller von Medizintechnikprodukten fündig. Die BEMOTEC GmbH aus Reutlingen verfügt über eine 25 Jahre lange Erfahrung mit der Herstellung von Rollatoren und Behindertensystemen. Und bei Geschäftsführer Peter Hermann rannte Dr. Spalek mit seiner Idee offene Türen ein: „Das ist für uns eine Herzensangelegenheit, wir haben auch in der eigenen Familie Dekubitus-Erfahrung und Nocubi überzeugte uns sofort.“

Cluster Medizintechnik Neckar-Alb